Weiterbildung international weiter denken
Der im Dezember 2020 von der Universität für Weiterbildung Krems gegründete Thinktank „Crossroads in Academic Continuing Education“ (CACE) brachte am 1. Oktober 2021 im Rahmen der Assembly Beyond Borders internationale renommierte Expert_innen zu Vorträgen und Diskussionen zusammen. Neue Studienmodelle, die digitale Transformation und Onlinelernen, die Rolle der Weiterbildung im universitären Kontext und die Fähigkeiten für die Arbeitswelt der Zukunft bildeten die thematischen Eckpfeiler. Expert_innen diskutierten Perspektiven im Rahmen des transdisziplinären Thinktanks „Crossroads in Academic Continuing Education“ (CACE)
Freitag, 1. Oktober 2021 | 10:00 – 15:30 Uhr (CET) | online
Keynote Speakers:
- Antonio Loprieno, President | European Federation of Academies of Science and Humanities, ALLEA (All European Academies) [EU]
- Betty Vandenbosch, Chief Content Officer | Coursera [USA]
- Jörg Schubert, Senior Partner | McKinsey & CompanyDubai [UAE]
- Susan Grajek,Vice President for Partnerships, Communities, and Research | EDUCAUSE [USA]
- George Iwama, President and Vice-Chancellor | Quest University Canada [CAN]
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Über CACE
Wandelnde gesellschaftliche Herausforderungen erfordern, dass Hochschulen ihre Rolle ständig neu überdenken, um den Bedürfnissen künftiger Generationen gerecht zu werden. Die Online-Veranstaltung am 1. Oktober bringt internationale Vertreter_innen und Visionär_innen aus Hochschulen und Forschung zusammen, um über die Zukunft der akademischen Weiterbildung zu diskutieren.
Mag. Friedrich Faulhammer, Rektor der Universität für Weiterbildung Krems und Initiator von CACE, betonte in seiner Begrüßung die hohe Relevanz der Weiterbildung gerade im universitären Kontext. Er untermauerte diese Bedeutung auch mit Verweis auf das Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Porto im Mai 2021, wo unter anderem das Ziel ausgegeben wurde, dass bis 2030 mindestens 60 Prozent der Erwachsenen jedes Jahr an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen sollen. Für die führende Universität im Bereich der Weiterbildung in Europa ist das Entwickeln von Antworten auf die Frage, wie Weiterbildung zukünftig strukturiert wird, ein zentrales Anliegen.
Weiterbildung als universitäres Zukunftsthema
In seiner Keynote ging Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Antonio Loprieno, ehemaliger Rektor der Universität Basel und Präsident des Österreichischen Wissenschaftsrates, auf die Weiterbildung als institutionellen USP ein. War Weiterbildung früher ein Randthema für Universitäten, rückte es in letzter Zeit ins Zentrum, auch aufgrund ihrer gesellschaftlichen Perspektive. Gegenwärtig beschäftigten die Universitäten die Trends der Ökosysteme und globalen Herausforderungen, so Loprieno. Universitäten mit dem Schwerpunkt auf Weiterbildung können durch ihren anwendungsbasierten Ansatz bei gleichzeitiger akademischer Fundierung gerade mit ihren Studierenden, die ihrerseits berufstätig sind und somit konkrete, lebensnahe Fragestellungen in die Universitäten bringen, maßgeblich zu Innovation beitragen. Der in diesem Zusammenhang oftmals gewählte transdisziplinäre Forschungszugang, wie ihn auch die Universität für Weiterbildung Krems gewählt hat, involviere auch Stakeholder außerhalb der akademischen Sphäre, womit sich bei Herausforderungen wie dem Klimawandel neue Handlungsfelder auftäten.
(Weiter)Bildungswege der Zukunft
Den Versprechungen des Online-Lernens widmete sich Dr. Betty Vandenbosch, MBA BSc in ihrer Keynote. Sie ist Chief Content Officer bei Coursera, ein Unternehmen, das auf die Bereitstellung von Online-Weiterbildungskursen spezialisiert ist. Die Flexibilität, die durch Onlinelehre und Blended Learning erreicht werde, versetze mehr Menschen in die Lage, ein Studium mit ihren familiären und beruflichen Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Dies zeige sich dort in steigenden Studierendenzahlen, wo vermehrt diese neuen Möglichkeiten angeboten würden, so Vandenbosch. Ein typischer Weiterbildungsweg der Zukunft könnte beispielsweise mit einem Google IT-Support-Zertifikat beginnen, das Zugang zu Einstiegsjobs gewährt, dem ein akademischer Titel berufsbegleitend folgen kann.
Berufsrelevante Fähigkeiten in die Curricula bringen
Das Thema des sich wandelnden Arbeitsmarkts verbunden mit der Frage, welche Fähigkeiten tatsächlich relevant und wichtig seien, führte direkt zu Dr. Jörg Schuberts Ausführungen, Partner bei McKinsey Dubai. Eine Online-Umfrage unter 18000 Teilnehmer_innen aus 15 Ländern diente als Grundlage, Distinct Elements of Talent, kurz DELTA, zu erfassen, worunter keine klassischen Fähigkeiten oder Qualifikationen verstanden werden. So kristallisierten sich 56 Attribute heraus, die eine erhöhte Chance auf eine Anstellung brächten, die auch mit einem höheren Einkommen korrelierten. Zufriedenheit im Beruf spiegelte sich etwa in hohen Werten bei den DELTAs Selbstmotivation und Umgang mit Ungewissheiten wider. Die Analyse verdeutliche, dass viele DELTAs nicht direkt mit Bildung verbunden seien.
Umfassendes Verständnis der digitalen Transformation
Susan Grajek, Ph.D. ist Vize-Präsidentin für Partnerschaften, Gemeinschaften und Forschung bei EDUCAUSE, einer us-amerikanischen, gemeinnützigen Vereinigung mit der Mission, die Hochschulbildung durch den Einsatz von Informationstechnologien voranzutreiben. Sie ging in ihrer Keynote auf die Besonderheiten der digitalen Transformation ein, die weit mehr sei als bloße Digitalisierung von Daten oder Prozessen. Es handle sich dabei grundlegende Veränderung etwa im Geschäftsmodell und der Strategie. Große Potenziale der digitalen Transformation sehe Grajek in vier Bereichen: der Verbesserung der Bildung, Fortschritten in der Forschung, der Straffung der Verwaltung und der Diversifikation, eben durch den verbesserten Zugang für größere Teile der Gesellschaft.
Studienkonzepte neu denken
Hochschulbildung ganz außerhalb ausgetretener Pfade gedacht und umgesetzt, präsentierte Univ.-Prof. Dr. George Iwama, President und Vice-Chancellor der Quest Universität Kanada. Er führte einen innovativen Zugang zu Bildung am Beispiel der Quest Universität aus. Diese setze auf ein Blocksystem und Kleingruppen. Im Zentrum stehe die Bearbeitung einer Forschungsfrage, etwa „Was ist die Natur von Olivenöl?“. Dieser wurde in Kursen der Soziologie ebenso nachgegangen wie in wirtschafts- und ernährungswissenschaftlichen Lehrgängen, in Biochemie sowie internationalem Handel. Dieser stark interdisziplinäre Zugang spiegelt sich auch in der Organisationsstruktur wider, die ohne klassische Departments auskomme.
Neue Bildungswege dank UG-Novelle
Gastgeber Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Parycek, MAS MSc, Vizerektor für Lehre/Wissenschaftliche Weiterbildung und digitale Transformation (CDO) der Universität für Weiterbildung Krems, sehe die Gestaltung neuer (Weiter)Bildungswege als wichtige aktuelle Herausforderung. Hier gehe es darum, den Wechsel und die Anrechenbarkeit von außeruniversitären Qualifikationen, Grund- und Weiterbildungsstudien zu gewährleisten, etwa durch den „Bachelor of Continuing Education“. In diesem Punkt öffne die aktuelle Novelle des Universitätsgesetzes (UG) in Österreich neue Handlungsräume.
Mit rund 200 Anmeldungen aus den verschiedensten Teilen der Welt, angefangen mit Österreich und Europa – darunter die Universität Oxford – bis hin zu Interessierten aus Singapur, China, Indien, Kasachstan und den USA, erfreute sich die Veranstaltung großer Resonanz.
Weitere Informationen: www.cacebb.com
Ein ausführlicher Nachbericht findet sich auf: www.donau-uni.ac.at/cace-assembly
Rückfragen
Mag. Christina Hell
Servicecenter für Lehrinnovation und Digitale Kompetenzentwicklung
Donau-Universität Krems
Tel. +43 (0)2732 893‑2472