Zukunft selbst bestimmen: Die Digitale Transformation der Universität
Die Digitale Transformation ist offenkundig ein gesamtgesellschaftlicher Vorgang. Die entsprechenden Entwicklungen im Hochschulbereich sind daher nicht isoliert zu betrachten. Sie stehen zweifelsfrei in Beziehung zur Gesellschaft und müssen in diesem Kontext analysiert werden.
Die bisherigen Transformationen
In den 1960er Jahren diskutierte man die „Öffnung der Universität“ – verstanden als Elfenbeinturm – hin zur Gesellschaft. Der curriculare Ansatz wurde auf Betreiben des Wissenschaftsministeriums im Allgemeinen Hochschul-Studiengesetz 1966 den Unis vorgeschrieben. Grundlage war die Überzeugung, die moderne Gestaltung der Studien an den Universitäten durch Gesetze und Verordnungen sicherstellen zu können.
Die Diskussionen der 1970er Jahre drehten sich um die Demokratisierung der Organisation von Universitäten. Alle maßgeblichen Gruppen von Uni-Angehörigen wurden in die Universitätsleitung eingebunden (sog. Gruppenuniversität).
Die 1990er Jahre waren vom Ruf nach mehr Autonomie bestimmt. „Hinaus aus der ministeriellen Verwaltung“ war die Losung bzw. Lösung zur Steigerung der Effizienz und Effektivität wissenschaftlicher Arbeit an den Universitäten. Die Konstituierung der Universitäten als staatliche Institutionen wurde jedoch nicht in Frage gestellt.
Beziehung zur Gesamtgesellschaft
Die Entwicklungen in den 2000er-Jahren verorteten die Universität stärker in Beziehungen zur Gesamtgesellschaft. Eines der vielen Konzepte, „die unternehmerische Universität“ von Burton Clark, ist stellvertretend für die kontinentaleuropäische Entwicklung insgesamt zu nennen. Auch das österreichische Universitätsgesetz 2002 (UG) ist geprägt von dieser Vorstellung einer autonomen, in Wechselbeziehung zu ihrem jeweiligen Umfeld agierenden Universität.
Heute, beinahe zwanzig Jahre nach der Einführung des UG, ist im Kontext der gesellschaftlichen Herausforderungen und technologischen Umbrüche ein Nachdenkprozess über wesentliche Weiterentwicklungen geradezu selbstredend bzw. mehr als notwendig.
Die Reformanstöße kamen von außen
Beim Rückblick auf die genannten Entwicklungsschritte fällt auf, dass die dahinterstehenden Reformanstöße in der Regel nicht aus dem österreichischen Hochschulsystem selbst kamen – ganz gleich, ob es nun beispielsweise die Industrie war, die mit den Qualifikationen der Absolvent_innen unzufrieden war, Burton Clark mit seinen Überlegungen zur “unternehmerischen Universität” oder aber Anregungen der Politik.
Gesamtsystemische Überlegungen hatten überwiegend Nachrang gegenüber kurzfristig erkannten oder vermuteten Problemstellungen und verständlicherweise partikularen Sichtweisen: alle diese Aktivitäten bestanden mehr in Reaktion als in Aktion.
Innovations-Initiativen aus den Universitäten
Initiativen aus den Universitäten, von innen heraus Reformanstöße zu entwickeln, vorzustellen und zu diskutieren, ist daher nicht nur begrüßenswert, sondern längst überfällig.
Die Universität für Weiterbildung Krems bringt sich deshalb in vielerlei Hinsicht aktiv in das konzeptionelle Weiterdenken über das Gesamtsystem ein: u. a. mit einer neuen Professur und einem eigenen Department für Hochschulforschung, mit der Betreuung des Österreichischen Netzwerks Hochschulforschung, aber auch der Webinar-Reihe „Digitale Transformation der Universitäten“. Zur Weiterbildung gehört auch die Weiterentwicklung des Universitätswesens als Gesamtsystem.
Plattform „UniVision – Die Zukunft der Universität“
Das unabhängige Diskussions-Netzwerk UniVision konzentriert sich auf die Systemfrage – in welche grundsätzliche Richtung soll sich die Universität im Zuge der Digitalisierungs-Dynamik weiter verändern?
In den zu führenden Diskussionen über die Entwicklung und in dem möglicherweise bevorstehenden Streit über die Zukunft von Universitäten wird die Universität für Weiterbildung Krems jedenfalls mit hohem gestalterischen Willen und Engagement vertreten sein.