Kajetan Stransky-Can
Hochschulforscher.
Die Hochschulen: Eingepackt in die Lehre, verschnürt in verwalteter Governance?
Freie Wissenschaft bedarf eines Selbstbewusstseins von Forschenden am Beginn ihrer Karriere, das nicht aus den Wissenschaftsdisziplinen allein gespeist werden kann. Der Sprung ins kalte Wasser erfolgt für einen Doktoranden mehr in der Lehre, weniger im durch Betreuende geschützte Forschung. Es ist daher an der Zeit, Lehre als karriererelevant zu klassifizieren – von der einfachen Feststellung abgesehen, dass es der finanziellen Mittel nie genug sein kann. Die Lehre ist jenes Gesicht der Hochschulen, welches sich in jährlich zehntausende AbsolventInnen einprägt. Und jenes, in dem Forschende am Beginn ihrer Karriere vermutlich am raschesten einer breiten Öffentlichkeit bekannt werden. Indem sie sich preisgeben und bereit sind, skeptische Blicke durch die Brillen der Studierenden auf sich zu ziehen. So gesehen egal, ob – wie beispielsweise an der Universität Wien – „Austrian Politics and the EU“ oder „Physiologie und Ökologie“ gelehrt wird.
Freie Wissenschaft hat den Anspruch, zur Bewältigung von Krisen beizutragen. Es sollte daher im Sinne von Bologna unerheblich sein, auf welchem Türschild welche Disziplin steht, wenn die Zukunft der Hochschulen in solidarischen Verbünden liegt. Um den Weg dorthin zu planen, stehen Pfeiler disziplinärer Konstitution zur Diskussion: in der Forschungsbewertung. Damit werden auch für die Steuerung einer Hochschule relevante Kriterien verhandelt. Und somit, wie die Hochschulen vom Staat, als Teile einer lebenden Demokratie und mit der Exekutive als einer der Staatsgewalten, anzufassen sind.
Weiterführende Literatur:
Stransky-Can, Kajetan / David F. J. Campbell (2022). Rahmenbedingungen für effektiveres Lehren und Lernen. Ein Blick in die Universitätsfinanzierungsverordnung und die Projekte SQELT sowie DILE, in: Zeitschrift für Hochschulrecht, Hochschulmanagement und Hochschulpolitik (zfhr) 21 (5), 153–158 (https://doi.org/10.33196/zfhr202205015301).